Silvester - Neujahr

Einige Gedankensplitter – teilweise unzusammenhängend – zum Jahreswechsel 2022 2023.

Wie die Gedanken in Worte gefasst werden, zeigt sich in den Gottesdiensten an Silvester (17 Uhr Homberg) und Neujahr (17 Uhr Borken) spontan.

Silvester – letzter Tag des Jahres.

Neujahr - erster Tag des Jahres.

Nur an wenigen Tagen wird mir die Vergänglichkeit und der Fluss des Lebens so bewusst, wie an Silvester/Neujahr.

Chronos und Kairos

Chronos – Zeit, die fließt – Chronograph. Chronik, die das Leben schreibt.

Mechanische Zeit, die an der Uhr, am Chronographen, immer weiterläuft.

Kairos – der Augenblick - die einmalige Chance. Die rechte Zeit.

Die Hirten haben in der Chronologie ihres Lebens, im Tun, in der Arbeit, in Mühsal und Not, den Kairos geschenkt bekommen.

Er wird ihnen geschenkt, aber sie müssen ihn auch ergreifen.

Wachsam für den Augenblick sein, aufmerksam wahrnehmen, wann der Zeitpunkt ist, der – vielleicht – mein Leben verändert, weil ich einen neuen Menschen kennenlerne / gelernt habe.

Die Chance, die sich mir im Beruf auftut, die Freundschaft, die sich entwickeln kann, die Gelegenheit zum Kauf oder Verkauf von etwas.

Das eine vom anderen unterscheiden. Unterscheiden lernen.

Was war gut im letzten Jahr? Was floss so dahin?

Was waren gute Augenblicke? Zeiten, Stunden, Begegnungen?

Im Fluss der Zeit, weil alles fließt, die richtigen und wichtigen Punkte erkennen.

Jahresrückblick I:

Bei mir sind u.a. zwei Dinge wichtig geworden:

Das ist der Begriff „Resonanz“ –

Angeregt durch ein längeres Interview mit Prof. Hartmut Rosa aus Jena.

Quelle: https://forum.jungundnaiv.de/index.php?thread/461-611-soziologe-hartmut-rosa/

Resonanz: Was löst in mir Resonanz aus?

Was berührt mich?

Was führt mich zu einer Veränderung/einer Verwandlung?

Worauf gebe ich eine Antwort?

Resonanz:

Welche Menschen, Ereignisse lösen in mir Resonanz aus und welche nicht?

Das zweite, was mir wichtig geworden ist:

Auf die Betonung kommt es an:

Ich gehe heute ins Kino.

Diesen einfachen Satz kann ich unterschiedlich betonen und er sagt dann immer etwas anderes aus:

Ich –

Wird das Ich betont, dann kann das abgrenzen.
Ich mache, was ich will, was Du machst, ist mir (in diesem Zusammenhang) egal.

Ich – habe ich im letzten Jahr oft „ich“ gesagt?
Mich und mein Leben, Verhalten usw. betont?

Gehe –

Nicht fahren, nicht mitgenommen werden wollen –

Was habe ich in diesem Jahr getan?
Welche Aktivitäten habe ich unternommen?

Heute -

Nicht morgen oder irgendwann, sondern heute! Ich nutze den Tag heute!
Ich verschiebe nichts und kann auch nichts, was vergangen ist, zurückholen.

Ins Kino -

Der Ort ist definiert – nicht ins Schwimmbad, nicht in den Wald, nicht ins Geschäft, sondern ins Kino. Das Ziel ist klar.

Wie war das im letzten Jahr?
Waren meine Ziele immer klar und die Wege, meine Ziele zu erreichen?

Auf die Betonung kommt es an!

Was betone ich in meinem Leben (in 2022 – was will ich in 2023 betonen)?

Jahresrückblick II:

Was war Ihnen im zu Ende gehenden Jahr besonders wichtig?

Was hat Sie gefreut?

Was hat Sie gestört?

Was haben Sie an Neuem entdeckt?

Welchen Menschen haben Sie kennengelernt, der Ihnen wichtig geworden ist?

Welchen Ort haben Sie besucht bzw. welche Reiseerfahrung haben Sie gemacht?

Was war anstrengend?

Was ging erstaunlich einfach?

Welche guten Gewohnheiten haben Sie entwickelt und welche schlechten?

Wie war das Konsumverhalten?

Was ist im letzten Jahr wichtig geworden?

Es gilt, im Laufe der Zeit den richtigen Augenblick zu haben, ihn zu erspüren.

Es gilt, in der Chronologie des Lebens den Kairos zu erspüren und zu nutzen.

Denn:

wir haben mit dem Leben
keinen unbefristeten Vertrag
und Zeit schenkt sich uns nur
von nun auf jetzt

vertreibe deine Zeit doch nicht
und schlag sie auch nicht tot
wie eine Fliege die belästigt
zerpflücke nicht den Tag

übergehe nicht die Rose unterwegs
bleib stehn und atme ihren Duft
nur der Augenblick ist wirklich
wann lebst du wenn nicht jetzt

(Andreas Knapp)

Das uns das gut gelingt, dass wir im Laufe der Zeit den richtigen Augenblick erkennen und wir den Kairos, den guten Augenblick in der Chronik des Lebens erfahren, das wünsche ich Ihnen.

Peter Göb

Es gilt das gesprochene Wort

Silvester

Der Herr nehme dir ab, was du vom alten Jahr
in seine bergenden Hände zurücklegen möchtest
und gebe dir Frieden.

Der Herr mache dich offen und frei
für das, was im kommenden Jahr vor dir liegt
und schenke dir Kraft und Mut.

Der Herr schütze dich an Körper und Seele und
lege seinen Segen auf dich.

So segne dich Gott,
der mit uns unterwegs ist
durch Raum und Zeit
und den wir zu fassen versuchen als:
Vater, Bruder und Heiligen Geist.

Neujahr

Der Herr,
aus dessen Hand du kommst,
der dein Vater ist,
segne dich,
er lasse dich gedeihen
und wachsen an Leib und Seele.
Er behüte dich
vor Angst und Gefahr
und allem Argen.
Er lasse sein Angesicht leuchten über dir,
wie die Sonne über der Erde
Und sei dir gnädig,
vergebe dir deine Schuld
und mache dich frei.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich,
er schaue in Liebe auf dich
und tröste dich.
Er gebe dir Frieden,
das Wohl des Leibes
und das Heil der Seele.
So will es der Herr.
So gilt es in Zeit und Ewigkeit.
So gilt es für dich.
Und so segne euch der mitgehende Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.