Gründonnerstag

Gedanken zum Sonntag
Segen

1. Lesung: Exodus 12,1-8.11-14

2. Lesung: 1 Korintherbrief 11,23-26

Evangelium: Johannesevangelium 13,1-15



Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen – so sagt ein Sprichwort.

Ja, das mag so stimmen –
viel essen und viel trinken lässt aber - zumindest den Leib auseinander gehen.

Essen und Trinken schenkt – wenn es mit anderen geschieht:
Gemeinschaft.

In Gemeinschaft isst der Mensch oft mehr, als wenn er alle isst.

Vom Essen und Trinken,
von einer Gemeinschaft und einem besonderen Zeichen und Auftrag
hören wir heute.

Der Gründonnerstag führt uns vor Augen,
dass Jesus mit den Jüngern isst und trinkt – dass er „ein Mahl“ hält,
wie es vornehm heißt.

Vermutlich lagerten die Jünger auf Decken und Kissen,
hockten nebeneinander auf dem Boden, im Staub.

Wie auch immer das Äußere, das Ambiente, war,
es ist ein besonderes Mahl.

Es ist ein bleibendes Mahl.

Denn Jesus gibt den Jüngern den Auftrag, dies immer wieder zu tun,
immer wieder Brot und Wein zu teilen, sich an ihn zu erinnern.

Er gibt ihnen die Gewissheit, dass er bei ihnen, in ihrer Mitte ist,
wenn sie zur Feier der Gemeinschaft zusammenkommen.


Der eine Auftrag lautet: Gemeinschaft.

Der zweite Auftrag lautet: Dienst.

Die Fußwaschung die Jesus an den Jüngern vollzieht,
gehörte damals zu den Besuche dazu.

In der antiken Lebenswelt ist das Waschen der Füße eine alltägliche Praxis.
Sie gehört zum Dienst der Sklaven, u.a. an Gästen.

Sie gehört aber auch zu den Frauenpflichten gegenüber ihren Männern
wie auch zu den Kinderpflichten den Vätern gegenüber.

In jedem Fall als niedere Dienstleistung angesehen,
impliziert sie aber gleichzeitig auch die Haltungen
von Achtung und Verehrung,
von Zuvorkommenheit und Zugewandtheit.

Die Zuschreibung dieser Rollenbilder ist antik,
sie lässt sich heute zurecht hinterfragen.


Dennoch: Fußwaschung ist ein Auftrag.
Ist mehr als ein Ritual.

Sie ist Auftrag, einander in den Blick zu nehmen, einander zu dienen.

„So wie ich euch die Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr einander die Füße waschen“ sagt Jesus.

Mit der Fußwaschung, die Jesus vollzieht,
übernimmt er diesen niederen Dienst
und drückt gleichzeitig seine Achtung und Wertschätzung vor denen aus, denen er die Füße wäscht.

Eine klare Position,
ein klarer Hinweis darauf, wie Jesus sich und seinen Dienst versteht.

Ein Dienst am Menschen, eine Haltung der Wertschätzung.


Die Fußwaschung ist ein Fingerzeig Jesu,
wie er den Dienst derer verstanden wissen will, die ihm nachfolgen.

Christen sind Menschen,
die anderen dienen und ihnen mit Wertschätzung begegnen.


Das drückt sich im Umgang miteinander aus,
das zeigt sich in der Haltung, die wir haben.

Für mich wird aber durch die Fußwaschung noch etwas deutlich.
Wir dürfen uns berühren lassen - von Gott berühren lassen.

Er will uns nahe kommen, nahe sein.
Wir dürfen Gott an uns ran kommen lassen.


Aber will ich das und kann ich das?
Mich von Gott berühren lassen?
Durch ein Wort der Bibel?
Durch ein Lied, einen Gottesdienst?

Lasse ich Gott an mich herankommen?

Lasse ich mich von ihm berühren?

Wo habe ich das, wo habe ich ihn zugelassen?

Und: wenn die Fußwaschung kein Ritual von ein paar Minuten am Gründonnerstag bleibt, nett anzusehen,
sondern im Alltag eines jeden, einer jeden, von Bedeutung sein will,
dann kommt ein weiterer Aspekt hinzu:

Von wem, von welchem Menschen lasse ich mich berühren?

Welcher Mensch,
welche Begegnung,
welches Schicksal
hat mich in der letzten Zeit berührt?


Was und wer ging mir nahe?

Mir geht nahe,
dass wir jeden Sonntag Gottesdienst feiern und viele dabei sind, Dienste übernehmen – Ministrant*innen, Lektor*innen, Organist*innen und mehr.

Mich berührt es, wie gut das Miteinander ist –
zwischen den Menschen, die hier haupt- und ehrenamtlich engagiert sind.

Mir geht nahe,
wie Menschen sich für unsere Erde einsetzen und kämpfen,
damit diese Erde überlebt.

Mich berührt es,
wie Menschen zu sich finden, ihren eigenen Weg gehen –
auch gegen Widerstände es Umfelds.

Mir geht nahe,
unter welchem Druck manche zu stehen scheinen oder stehen.
In Familie und Beruf, in Sport und Freizeit.

Mich berührt es,
wenn Menschen ihr Herz und ihre Seele öffnen und Teilhabe schenken.

Mich berührt es, wie Menschen umeinander kümmern.
In Krankheit, im Sterben, in der Trauer.

Mir geht auch nahe, wenn Menschen sich - wie ich es deute -
in Oberflächlichkeiten und Belanglosigkeiten verlieren.
Wenn sie – in meinen Augen - nicht zum Leben finden,
sich nicht trauen, ihr Leben zu leben.


Gründonnerstag – ein Tag des Essens und Trinkens.

Ein Tag des Mahles, der Gemeinschaft, die bleibt und trägt.

Ein Tag der Berührung – des Berührtsein.

Ein Tag der nachhaltig sein möchte.

In meiner Beziehung zu Gott,
in meiner Beziehung zu anderen und zu mir selbst.



Peter Göb

Es gilt das gesprochene Wort

Die Gottesdienste der österlichen Tage gehören zusammen.


So gibt es am Gründonnerstag keinen Segen und keinen Entlassungsruf, am Karfreitag keine Kreuzzeichen zu Beginn und ebenfalls keinen Segen am Ende der Liturgie.

Erst der Segen in der Osternacht beschließt die Feier der Drei österlichen Tage!