Zum (Nach)lesen finden Sie hier Gedanken zum Sonntag und ein Segensgebet.


Am ersten Sonntag im Monat findet um 9 Uhr in Borken und am dritten Sonntag im Monat um 11 Uhr in Homberg ein Kindergottesdienst statt.


Die Lesungstexte der Sonn- und Wochentage finden Sie unter:

Vierter Sonntag im Jahreskreis

29. Januar 2023

Gedanken zum Sonntag
Segen

Liebe Mitmenschen im Glauben an den, der alles zum Guten wenden will und kann!


Heute ist Bibelsonntag. Er wird in den evangelischen, katholischen und orthodoxen Kirchengemeinden gefeiert. Die Bibel ist die Grundlage unseres Glaubens, auf sie bezogen und beziehen sich Christenmenschen aller Jahrhunderte.


Jeden Sonntag hören wir biblische Texte: Einen aus dem Alten oder Ersten Testament, einen aus einem Apostelschreiben oder der Apostelgeschichte und im Evangelium einen Text, in welchem direkt von Jesus berichtet wird.

Heute ist es ein Text, der zu den bekanntesten der ganzen Bibel gehört und auch Nichtchristen meist zumindest in etwa geläufig ist, die sogenannte Bergpredigt.

Wir haben die Sätze alle schon hundert mal gehört, vermeinen fast, sie auswendig zu können.


Früher habe ich manches davon überhaupt nicht verstanden:

„Selig sind die Armen im Geiste“- soll man sich freuen, wenn man geistig behindert ist?

Nun gut, heute heißt es „selig sind die arm sind vor Gott“, das klingt schon besser, aber verstehe ich es wirklich? Früher hieß es: „Selig sind die Friedfertigen“- damit konnte ich mich gut einrichten denn für friedfertig habe ich mich gehalten. Heute aber haben wir gehört: „Selig sind die, die Frieden stiften“. Das ist ungleich anspruchsvoller.

Die Bergpredigt ist tatsächlich ein Text, der für mich offenbart, wo der Unterschied zwischen dem Hören und dem Verstehen von Gesagtem liegt. Kommunikationsforscher sagen uns, der häufigste Fehler in der Kommunikation bestehe darin, dass man meine, sie habe stattgefunden.

Wie viele Menschen meinen- befragt nach der Bergpredigt- sie wüssten, was da gesagt sei.


Ich glaube, dass auch damals nicht alle Zuhörenden verstanden haben, was Jesus mit dem Gesagten gemeint hat. Überspitzt bringt das Monty Python in seinem „Life of Brian“ zum Ausdruck, wo er einen der Zuhörenden fragen lässt: „Was hat er gesagt? Selig sind die Skifahrer?“

Ich will diese beiden Sätze „selig sind die arm sind vor Gott“ und „selig sind, die Frieden stiften“ mal herausgreifen und näher betrachten.


„Selig sind, die arm sind vor Gott“.

Das ist einerseits durchaus wörtlich zu verstehen; an anderer Stelle sagt uns Jesus, dass eher ein Kamel (oder ein Tau, wie man richtiger übersetzen müsste) durch ein Nadelöhr gehe als dass ein Reicher in den Himmel komme. Es bedarf keiner großen Vorstellungskraft um zu erfassen, dass Menschen ohne materiellen Reichtum deutlich weniger in der Lage sind, Schaden anzurichten. Das zeigen uns z.B. die Berichte über unseren ökologischen Fußabdruck: Je reicher wir sind, desto schlechter ist dieser.


Wichtiger aber ist ein anderer Aspekt, zu welchem wir auch in den Lesungen Hinweise finden. Da ist die Rede davon, dass Gott das Schwache in der Welt erwählt habe und sich der Gedemütigten annehme. Je mehr wir davon überzeugt sind, intelligent, mit Weitblick versehen, gebildet, scharfsinnig, mit allen Wassern gewaschen zu sein, desto weniger haben wir Gott nötig. Gott ist der Herr unserer Defizite, aber nicht der Lückenbüßer. Nicht, wofür könnte ich Gott brauchen, was ich allein nicht hinbekomme sondern die Erkenntnis, dass wir in allem, was wir sind und haben Geschaffene und vollkommen von Gott Abhängige sind eröffnet den weiten Blick auf Gott als unseren Herrn und Erlöser. Dabei müssen wir uns nicht klein fühlen, wir dürfen aufrecht stehen weil wir Gottes Kinder sind, aber wir sind es nicht kraft eigenen Verdienstes sondern aus Gnade. „Wer sich also rühmen will, der rühme sich des Herrn“ hörten wir in der zweiten Lesung.

Insofern sind wir arm vor Gott und selig sind wir, wenn wir in diesem Bewusstsein leben.


„Selig sind, die Frieden stiften“.

Es reicht also nicht aus, friedfertig zu sein, nein, wir sollen Frieden Stiftende sein.

Im Angesicht des Krieges gegen die Ukraine und der Diskussion um Waffenlieferungen ein Satz größter Herausforderung. Dürfen wir denen, die die Ukraine mit Waffen unterstützen vorwerfen, keinen Frieden stiften zu wollen? Das wäre sicher unredlich. Doch auch die, welche befürchten, dass Kampfpanzer nur zu einer weiteren Eskalation des Krieges führen sind ganz sicher auf dem Weg des Friedens unterwegs. Und die Ukrainerinnen und Ukrainer werden kaum so viel Spaß am Krieg gefunden haben, dass sie sich deshalb mehr Waffen wünschen.


Ich bin froh, dass ich nicht in einer Position bin, wo ich berufen bin, in diesem Krieg Frieden zu stiften. Das ist die Aufgabe der internationalen Staatengemeinschaft und ihrer Politikerinnen und Politiker.

Wo also bin ich gerufen, Frieden zu stiften? Oder anders gefragt: Mit welchen Handlungen und Worten trage ich zum Frieden bei?


Margaretha Maria Alacoque hat es mal so formuliert:

„Kein Wort sprechen, welches andere verletzt. Alle noch so kleinen Handlungen mit Liebe tun. Oft Akte der Nächstenliebe üben. Den Nächsten mit Geduld ertragen, ihn loben, ihm eine Gefälligkeit erweisen.“

Auch in unserer Kirche ist derzeit wenig von Frieden zu spüren. Die Positionen der Traditionalisten und der Reformwilligen stehen sich bisweilen unversöhnlich gegenüber. In dieser Sache ist Haltungslosigkeit nicht hilfreich. Auf die Gefahr hin, anzuecken oder vielleicht für „arm im Geiste“ gehalten zu werden, sind wir einerseits gerufen, Position zu beziehen, dies aber andererseits „mit Liebe zu tun“ und „kein Wort zu sprechen, das andere verletzt“.


Das ist Herausforderung genug. Bekämen wir das hin, hätten wir an der Stelle, an die uns Gott bestimmt hat, schon eine Menge für den Frieden getan.


Georg Schmitt

Es gilt das gesprochene Wort

Der Herr segne Dich
und erfülle Dich mit seiner Liebe.

Er schenke Dir ein warmes und fröhliches Herz,
einen klaren Verstand mit guten Gedanken
leuchtende und lachende Augen,
offene und horchende Ohren,
eine gute Nase,
einen lachenden Mund,
zärtliche Hände,
kraftvolle Arme,
schwungvolle Beine,
flinke Füße, immer zu einem Tanz bereit.

Er sei alle Zeit um Dich herum,
schenke Dir Freude in Fülle,
Mut für jeden neuen Tag und Kraft in schweren Zeiten.

So segne Dich der Herr Dein Gott.