Christkönigssonntag - 26. November 2023

Gedanken zum Sonntag
Segen

In Kartenspielen gibt es den König. 

Selten kommt ihm eine größere Rolle zu. Beim Skat sind die Buben, die Bauern, in der Regel wichtiger als die Könige.


In unseren Breitengraden gibt es Wein- und Bierköniginnen, aber sonst spielt das Königtum kaum eine Rolle.

Wir sehen, hören und lesen von ihnen in den Medien. Das wars dann aber auch.

Dabei gibt es sie ja.


In manchen Staaten Europas gibt es Königinnen und Könige an der Staatsspitze, jedoch spielen sie im alltäglichen politischen Geschehen keine große Rolle.

Nur in ganz wenigen Ländern der Erde gibt es noch eine absolute Monarchie. Also eine Staatsform, in der der König bzw. die Königin die alleinige Staatsgewalt hat, also Gesetze erlässt, Recht spricht usw.


Haben Sie eine Vermutung wie viele das sind? Im Ganzen – so sagt ein Onlinelexion – sind es sechs Staaten auf unserer Welt (Brunei, Saudi-Arabien, Eswatini [früher Swasiland], Katar, Oman und der Vatikan).

Dennoch: Von einem König, einer Königin, geht eine gewisse Faszination aus. Tausende Menschen kommen zusammen, wenn ein*e König*in nach Deutschland zum Staatsbesuch kommt, an einer Veranstaltung teilnimmt oder bei einem Fest zu sehen ist.


Ob sich Jesus, der uns heute, am letzten Sonntag im Jahreskreis als König vor Augen gestellt wird, in dieser Rolle wohl fühlen würde?

Ob er überhaupt ins staatliche, repräsentative System passen würde, sich einfügen würde?

Jesu Königtum ist nach meinem Verständnis ein anderes. Es ist eines, dass nicht den König, sondern die Menschen in den Mittelpunkt des Denkens und Handelns stellt.

Nicht Prunk und Zeremonien sind für Jesus wichtig, sondern Zuwendung und Einfachheit, Schlichtheit, Unmittelbarkeit, Güte und Barmherzigkeit.

Und: Jesus schenkt Anteil an seinem Königtum. In der Taufe haben wir Anteil am Königtum Christi. Wir sind mit ihm verbunden.


Jesus ist ein König, der die Menschen im Blick hat. Was ihr einem meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan.


Diese Rede überrascht.

Die Menschen auf der rechten Seite sind überrascht, dass sie das Reich Gottes als Erbe empfangen. Sie haben ja nichts anderes getan, als nach den Grundsätzen der Barmherzigkeit Gottes zu leben.

Wo Menschen nach dem Geist Gottes die Welt gestalten, führen sie das Reich Gottes herbei, das Gott seit der Erschaffung der Welt für uns Menschen bestimmt hat.


Genauso überrascht sind die Menschen auf der linken Seite. Auch sie sagen: Wir haben ja nichts getan. Genau das wird ihnen zu Last gelegt. Sie haben nichts getan.

Sie haben nicht nach den Grundsätzen der Barmherzigkeit Gottes gehandelt. Sie sind an der Not der Mitmenschen vorbeigegangen und haben sich gesagt: Was geht das mich an! Sie wollten das Leben für sich allein himmlisch einrichten und sind nun überrascht, dass sie stattdessen in einer Welt landen, die zur Hölle geworden ist.

Nichts tun kann das Falsche sein.


Jesu Königtum lässt handeln. Es lässt im anderen Menschen Christus sehen, im anderen jemanden sehen, der eine Würde, eine königliche Würde hat. So, wie ich sie auch habe.

König*innen faszinieren. Wir schauen und achten sie. Mit Königen gehen wir sicher sorgsam und achtsam um.


Das Christkönigsfest stellt uns Christus in seiner Zugewandtheit zum Menschen vor Augen.

Es stellt uns den Mitmenschen vor Augen, in dem wir Christus erkennen.

Das Christkönigsfest wurde vor fast 100 Jahren eingeführt. Es war eine Zeit, in der bisher tragende staatliche Formen zerbrachen, Monarchien angefragt und abgeschafft wurden. Es war die Zeit, in der die Demokratie in Europa noch keine festen und tiefen Wurzeln hatte.


Es waren politisch, gesellschaftlich, wirtschaftlich und sozial unruhige Zeiten.

Mir scheint daher heute der Blick auf dieses Fest, auf die Botschaft, dass wir im anderen Menschen Christus erkennen und ihn würdig und wertschätzend behandeln sollen, sehr wichtig.


Den Blick auf den Menschen haben, dem anderen mit Würde begegnen, barmherzig handeln. Und in aller Unruhe der Zeit, der Kirche und der Welt, sich an Christus orientieren.


So kann er für mich zu einer wichtigen Karte im Leben werden, auf die ich setze.



Peter Göb

Es gilt das gesprochene Wort

Göttliche Kraft stärke unseren Rücken,
sodass wir aufrecht stehen können,
wo man uns beugen will!


Göttliche Zärtlichkeit bewahre unsere Schultern,
sodass die Lasten, die wir tragen,
uns nicht niederdrücken.


Göttliche Weisheit bewege unseren Nacken,
sodass wir unseren Kopf frei heben
und ihn frei dorthin neigen können,
wo unsere Zuneigung von Nöten ist!


Göttliche Zuversicht erfülle unsere Stimme,
sodass wir sie erheben können,
laut und klar.


Göttliche Sorgfalt behüte unsere Hände,
sodass wir berühren können,
sanft und bestimmt.


Göttliche Kraft stärke unsere Füße,
sodass wir auftreten können,
fest und sicher.


Göttlicher Segen sei mit uns!