26. Sonntag im Jahreskreis - 1. Oktober

Gedanken zum Sonntag
Segen

Jeden Tag treffen wir Entscheidungen – manche fallen uns leicht – manche schwer. 

Je wichtiger eine Entscheidung ist, umso besser will sie überlegt sein.

Das gilt bei Entscheidungen für und in der Schule, bei der Berufswahl, im Beruf, das gilt in Freundschaften, Partnerschaften, den Ehen und Familien.

Gute Entscheidungen treffen ist im beruflichen Kontext wichtig, im Ehrenamt, im privaten Bereich.


Entscheidungen wollen gut überlegt sein.

Ein Blick in den Kalender lässt das konkret werden.

Am Donnerstag war das Fest der Heiligen Lioba. Hier trägt das ehemalige Pfarrheim, das Liobahaus, ihren Namen. Heute trägt der Saal hinter mir neben ihr benannt – und eine Statue hängt dort an der Wand.

Lioba, in England geboren, kam mit sieben Jahren in ein Kloster. Für uns heute undenkbar. Aber damals war es eine Chance. Eine Chance auf Bildung.

Lioba nutzte sie. Sie wurde in den „Sieben Freien Künsten“ unterrichtet. Also in Mathematik (Arithmetik und Geometrie) und Sprache (Grammatik, Rhetorik, Dialektik), in Musik und Astronomie.


Lioba wurde theologisch gebildet, auch im Kirchenrecht wurde sie geschult.

Das war für Lioba ein Glück – denn dadurch konnte sie viele Jahre später ihr Wissen und ihre Bildung an andere junge Menschen, vor allem an junge Mädchen weitergeben.

Im heutigen Tauberbischofsheim war sie Äbtissin und wirkte viele Jahre dort segensreich.

Ihr Grab ist auf dem Petersberg bei Fulda. In der Nähe des Grabes des Hl. Bonifatius, der sie im 8. Jahrhundert nach Germanien holte.


Über Lioba wurde als Kind entschieden – ob sie freiwillig ins Kloster ging, weiß ich nicht – aber später, so glaube ich, hat sie selbst viele Entscheidungen selbst getroffen. Sie hat reflektiert, hat inhaltliche und strukturelle Entscheidungen getroffen.

Vielleicht hat sie sich dabei auch immer wieder korrigiert, ihre Entscheidungen angepasst und nach dem gesucht, was der Wille Gottes für sie und ihr Wirken ist.


Entscheidungen wollen überlegt sein.

Am Donnerstag, am 4. Oktober, dem Fest des Hl. Franz von Assisi, beginnt in Rom eine Vollversammlung im Rahmen der Weltsynode.

„Für eine synodale Kirche – Gemeinschaft. Teilhabe. Sendung“ so lautet der Titel.

Die Teilnehmenden spiegeln die Bandbreite des kirchlichen und theologischen Denkens und Handelns unserer Zeit ab.

Im Segensgebet zur Synode heißt es u.a.

Der Heilige Geist führe euch alle,

ganz besonders aber die Synodale Versammlung,

zur Erkenntnis der Zeichen der Zeit.

Er stärke euch, im Hören auf Gottes Willen,

das Leben der Kirche zu fördern und das Evangelium zu bezeugen

und so reiche Früchte der Einheit zu bringen.


Einfach wird das alles nicht – Entscheidungen wollen gut überlegt sein, aber sie sollen auch die Zeichen der Zeit, den Fortschritt in der Erkenntnis der Wissenschaft aufnehmen und die Gleichheit aller Menschen anerkennen und umsetzen.


Und warum sollte es in einer weltumspannenden Kirche nicht möglich sein, auf Herausforderungen, die auf einen Erdteil oder einen Kulturkreis, auf ein Land oder einen Sprachraum einzugehen und gute Lösungen zu finden.

Entscheidungen treffen ist wichtig. Im Großen wie im Kleinen.

Entscheidungen müssen wir täglich treffen, nicht nur an großen Umbrüchen unseres Lebens, an entscheidenden Veränderungen, an Jahrestagen.

Je weiter das Leben voranschreitet, desto wichtiger sind die Fragen, die aus der Tiefe unseres Herzens kommen: Wo stehe ich? Was habe ich erreicht, was macht mir zu schaffen? Welche Ziele sind noch vor mir, was bleibt wohl ungelöst? Was war gut und richtig, was hätte ich anders machen können?


Entscheidungen kann ich treffen und ich darf dabei auch immer (wieder) nach dem Willen Gottes fragen.

Der eine Sohn des Evangeliums – im Urtext steht da Kind – nicht Sohn macht das.

Das eine Kind des Vaters entscheidet sich immer neu.

Nach erster Ablehnung, Trotz oder Widerspruch dem Vater gegenüber, wird dann später eine revidierte Meinung, eine neue Sicht der Dinge, weil das Kind dem Willen des Vaters nachgespürt hat.


Gottes Willen nachspüren. Was will Gott von mir?

Das ist eine Frage, die sich die Hl. Lioba vermutlich gestellt hat, eine Frage, die sich die Teilnehmenden der Synodenversammlung in Rom stellen, eine Frage, die ich mir immer wieder stellen kann und muss.


Und vielleicht revidiere, ändere ich dann so manche Entscheidung, vielleicht, ja wahrscheinlich, sehe ich an späteren Lebensjahren Dinge anders, als sie heute sind und vielleicht sehe ich heute Dinge anders, als ich sie vor Jahren und Jahrzehnten gesehen habe.



Peter Göb

Es gilt das gesprochene Wort

Gott, der Ewige,
der Abraham aufbrechen ließ
in ein fremdes Land,
der gebe dir einen festen Weg unter deine Füße

Gott, der Treue,
der Mose erwählte, damit er sein Volk aus der
Gefangenschaft führte,
der nehme dir von der Seele, was deine Schritte schwer macht .

Gott, der Lebendige,
der Jesus von den Toten auferweckte und ihm den Namen
gab, der über alle Namen ist,
der schenke dir ein Widerwort gegen alles Böse.

Im Namen Gottes,
des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.